Warnung: Dieser Blogbeitrag kommt aus tiefstem Herzen. Denn wie oft wurden wir schon mit den Worten „Schreiben’s da schnell was z’samm“ zum Abliefern von gut les- und verstehbaren Texten aufgefordert? Und wie viele Male wurden unsere Texterjobs mit einem „Damit bist du ja eh gleich fertig“ beiläufig total abgewertet? Wenn wir tatsächlich so schnell und nebenbei texten würden, wie manche Auftraggeber sich das vorstellen, tja – dann hätten wir wohl bald keine Aufträge mehr, so miserabel wären die Ergebnisse unserer Arbeit.

 Texte, die vom Auge des Lesers direkt in sein Herz rasen

Deshalb bitte: Textarbeit ist ein Knochenjob! Texten verbraucht massiv Hirnschmalz und Zeit. Viel Sich-hineindenken, viel Sitzfleisch, viel Herumprobieren. Gute Texte fliegen niemandem auf dieser Welt zu. Sie sind das Resultat aufmerksamen Zuhörens, Reflektierens über das Thema, fundierter Recherche, sie brauchen Fingerspitzengefühl und Formulierungsgabe. Erst wenn das alles zusammenwirkt, kommt dabei Geschriebenes heraus, das vom Auge direkt ins Herz des Lesers rast. Ein idealer Text, sozusagen.

Und so kommt man als Autor in die Nähe davon:

 

1 Recherche fürs „big picture“

Mit nur einem Vorgespräch, einem angeblich informativen Weblink oder einem Fact-Sheet ist es niemals getan. Als seriöser Autor kratzt man sich – lange, bevor man den ersten Buchstaben schreibt – alles an Infos zum Thema zusammen was man kriegen kann. Mehr ist da mehr, weil kürzen geht immer. Aber zum Start braucht man das „big picture“. Ohne diesen geordneten Überblick im Kopf des Autors entstehen höchstens textliche Kartenhäuser. Lose, hohle Texte. Lebenszeiträuber. Das will keiner.


2
Den richtigen Ton treffen

Egal, welcher Text: Wenn er gut werden soll, macht der Ton die Musik. Der Autor muss sich also fragen: Welcher Tonfall passt hier? Seriös? Humorvoll? Frech? Getragen? Wie könnten die Menschen oder die Unternehmen, von denen im Text die Rede ist, verschriftlicht klingen? Wie bringt man diese Vibes in der Schreibe drüber? Die passende Tonalität ist der Knackpunkt jedes Texts. Denn entweder ist er dann eine Punktlandung. Oder er ist voll daneben. Da gibt’s kaum was dazwischen.


3
Wen interessiert’s?

Was Autoren gern verdrängen: Dass Sie für Leser schreiben sollen – und nicht für sich selbst. Sich also jene Menschen vors geistige Auge zu holen, für die der Text interessant sein könnte, ist eine Pflichtübung jedes Schreibenden. Weil halt Welten liegen zwischen dem Schreiben für Kinder oder für Erwachsene, für Sportler oder Kulturaffine, für Frauen oder Männer.

Wer wird das wissen/lesen wollen? Erst wenn das sonnenklar ist, kann man sich ans Werk machen.


4
Die Leser triggern

Ohne hier für die Verwendung von Fremdwörtern Werbung zu machen: Ein gewisses Maß an Triggerwörtern und Rücksicht auf gemeinsamen Verständnisboden hilft einem Text, die Zielgruppe genauer zu erwischen. Konkretes Beispiel: Wenn ich über Bergsteigen schreibe, werde ich um gewisse Ausrüstungsbezeichnungen, Name-Dropping von Bergsteigern oder legendären Sehnsuchtsbergen der Szene nicht herumkommen. Und da man als Texter sehr oft mit neuen Feldern konfrontiert ist, heißt das: Recherchieren, einlesen, einschwingen. Und das kann auch mal länger dauern.


5
Knackig bleiben

Letztlich sind alle vorher genannten Mühen umsonst, wenn man dann nicht zum Punkt kommen kann. Weil: Lange, schwafelnde Texte kann jeder. Die Kunst ist es, den – nun mit Stimmung und Stimme aufgeladenen – Text möglichst knackig, lebendig und verständlich zu halten. Dann steigt die Chance, zu Ende gelesen zu werden. Was, wie wir hier schon öfters deponiert haben, doch der Sinn und Zweck jedes Textes sein sollte. Wozu sonst schreiben?

 

 Fazit

Leichtfüßige, kluge Texte sind Schwerarbeit. Sich schriftlich ausdrücken können ist die Basis. Der Autor braucht außerdem einen breiten faktischen Background zum Thema; Empathie und Feingefühl; einen unumstößlichen Fokus; die Fähigkeit, das eigene Ego mal kurz auszublenden. Und Zeit. Aber davon nicht zu knapp.

Kategorien: Allgemein

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