Was habe ich mich am Thema Storytelling abgemüht. Es war eine schöne, intensive und zugleich lehrreiche Zeit. Ich durfte mein Wissen über die Wirkung von Geschichten im Rahmen von Kursen unter anderem für angehende UnternehmerInnen weitergehen und habe hier extrem spannende Menschen getroffen. 

Aufgefallen ist mir während dieser Auseinandersetzung mit dem Thema vor allem, dass es vielen genügt, über Storytelling einfach nur zu reden. Das ist insofern praktisch, als man so nie ins aktive Tun zu kommen braucht. 

Zwei junge Frauen im Gespräch. Die eine spricht, die andere hört aufmerksam zu. Es geht also um Storylistening und weniger um Storytelling.
Storytelling ist gut. Zuhören aber die oft bessere Variante.
Photo by Andrea Tummons on Unsplash

Storytelling? Klar brauchen wir das!

Auch in meiner Beratung merke ich, dass Storytelling natürlich gut ankommt, solange die Klickzahlen, solange die Anzahl der Likes auf Facebook stimmt. Soweit, so gut, so wenig überraschend. 

Tiefer zu schürfen, mehr zu machen aus den Geschichten des Unternehmens oder der eigenen Biographie, davor schrecken viele zurück. Das wird dann schnell zu emotional, zu psychologisch zu irgendwie-geht-es-bei-uns-ja-um-die-Geschäftsprozesse-mäßig.

Telling statt Listening

Jeder der erzählt, braucht Zuhörer. Und ich wage die These, dass heute keiner mehr zuhören will. Warum auch?! Schließlich gibt es ja so viel eigene Themen, die lanciert werden wollen. Wenn ich nichts erzähle, erzählt der andere und dann hab ich noch weniger Zeit meine ach so wichtigen Dinge unterzubringen. Kommt dir das auch bekannt vor?

Macht Storytelling überhaupt noch Sinn?

Was aber bedeutet das alles für dich als Sender? Macht es Sinn, in einer Welt, in der Aufmerksamkeit mehr und mehr zur wichtigsten Ressource wird, über Geschichten zu kommunizieren? Zumal unsere Gesprächspartner kaum noch zuhören wollen oder gar können, unter enormen Zeitdruck stehen? Diese Frage stellt sich mir immer öfter und ließ mich zur Überzeugung gelangen, dass es immer weniger um‘s Erzählen, sondern eigentlich immer mehr ums Zuhören geht.

Zuhören statt Storytelling

„Leih mir dein Ohr und ich schenk dir mein Herz“. Dieser Buchtitel bringt es schön auf den Punkt. Dort, wo meine Wahrheit, mein Verstehen, mein Rechthaben, meine innere Landkarte aufhören, dort geht es nicht mehr weiter. Das selbe natürlich bei meinem Gegenüber. Auch er oder sie „hört“ irgendwo auf. Durch weniger Telling und mehr Listening v.a. Aktives, wertschätzendes Zuhören, entsteht zwischen mir und meinem Gesprächspartner ein magischer Raum. 

Willkommen im dritten Raum.

Es tritt eine Situation ein, in der weniger gesagt und doch um so viel mehr verstanden wird. Dieser Raum bleibt G‘schichtldruckern ebenso verwehrt, wie Menschen, die Geschichten erzählen, weil sie das im letzten Power-Seminar so gelernt haben. Die Magie entsteht im Dazwischen und dieses hat ganz maßgeblich damit zu tun, wie gut wir dazu in der Lage sind zuzuhören. 

Das mit dem Zuhören ist natürlich alles andere als einfach. Warum ums Zuhören auch schon mal schwer fällt, darüber habe ich im Blogpost Klappe zu – Ohren auf nachgedacht. Wem der magischen Ort des Miteinanders jetzt trotzdem nicht aus dem Sinn geht, der sollte es mal versuchen und vom Storytelling gelegentlich auf Story-Listening umschalten. Gutes Gelingen 🙂

Kategorien: Storytelling

2 Kommentare

Patrick Jobst · 21. März 2020 um 16:39

Schöner, kurzweilig lesbarer Artikel 🙂
Ich sehe das ähnlich.
Reden ist Silber, Schweigen ist Gold und Zuhören in diesen Tagen sogar Klopapier oder Trockengerm.

Was mich ein bisschen irritiert, dass deutsche Wörter in der deutschen Geschäftssprache ziemlich aus der Mode geraten sind. Meiner Generation hat man noch beigebracht, Kunden nicht mit dem eigenen Fachchinesisch (im IT Bereich meistens Englisch) zuzulabern. Ich denke mittlerweile darüber nach, mir einen 20 jährigen Studenten zu mieten, der mir bei LinkedIn übersetzt, was all die tollen Leute dort so machen, wenn Sie über Facilitation, Growth Hacking, Resilienz oder 360° Dings sprechen.

Unter Storytelling kann ich mir etwas vorstellen. Anders als meine Kunden außerhalb der LinkedIn Blase 😉

Beste Grüße und bleiben Sie beide gesund
Patrick Jobst

    Ed Wohlfahrt · 21. März 2020 um 20:57

    danke vielmals für den Kommentar! Muss mich da selbst bei der Nase nehmen, wenn es um Anglizismen geht. Hier ist weniger auf jeden fall mehr, keine Frage. Auch Geschichten sollen ja eigentlich dabei helfen, Zusammenhänge oder Themen einfach auf den Punkt zu bringen. Jeder von uns macht das täglich ohne dass es ihm großartig auffallen würde. Auch für Unternehmen, die zB erzählen wollen, wer sie sind, warum es sie gibt oder wofür sie antreten (Haltungen, Werte, etc.) sind Geschichten natürlich eine super Sache, weil sie die Zuhörer besser verstehen und auch merken. Nochmals danke fürs Vorbeischauen!

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